Borderliners
Anonymous

Selbsthilfegruppe für Menschen, die mit ihrem zerstörerischen Denken und Handeln -sich und anderen gegenüber- aufhören wollen.


Präambel

Borderliners Anonymous ist eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, die ihre Erfahrung, Kraft und Hoffnung miteinander teilen, um ihr gemeinsames Problem zu lösen und anderen zur Genesung von ihrer frühen Störung zu verhelfen.

Die einzige Voraussetzung für die Zugehörigkeit ist der Wunsch, unser destruktives Verhalten aufzugeben.

Wir kommen zu Meetings zusammen, um mit Hilfe des von den Anonymen Alkoholikern übernommenen Programms eine neue Lebensweise, frei von Destruktivität, zu lernen und zu üben. Die Grundlage unseres Programms ist die Anonymität eines jeden. Wir haben die Gewißheit, daß das, was in den Meetings gesagt wurde, unter uns bleibt.

Die BA ist mit keiner Sekte, Konfession, politischen Partei, Organisation oder Institution verbunden. Sie will sich weder an öffentlichen Debatten beteiligen, noch zu irgendwelchen Streitfragen Stellung nehmen. Die BA kennt keine Mitgliedsbeiträge oder Gebühren und erhält sich nur durch eigene, freiwillige Spenden. Unser einziges Ziel ist, uns und anderen Menschen mit einer frühen Störung zu helfen, gesund zu werden und diese Gesundheit zu erhalten.


Checkliste

Folgende Fragen waren für uns Anhaltspunkte, um über unsere Zugehörigkeit zu BA zu entscheiden und uns anhand dieser Fragen klar darüber zu werden, ob die BA hilfreich sein könnte:

1. Kennst Du den Zustand, neben Dir zu stehen, Dir zuzuschauen und das Gefühl zu haben, unwirklich zu sein?
2. Hast Du das Gefühl: „Ich bin anders”, „mit mir stimmt etwas nicht”, „ich gehöre nicht dazu”?
3. Überfällt Dich oft die Angst, auseinanderzufallen, Dich aufzulösen oder zu erstarren?
4. Grübelst Du wieder und wieder über Dich nach, suchst nach Erklärungen für Dein Verhalten, Deine Gefühle, Dein Denken und verstehst Dich nicht?
5. Wechseln sich bei Dir Ängste, Zwänge, Süchte, Körperliche Beschwerden, finanzielle Probleme, Beziehungsschwierigkeiten immer wieder ab?
6. Würdest Du am liebsten ohne Abschied gehen? Inszenierst Du statt dessen Streit, verschwindest unbemerkt oder bleibst sitzen und kannst Dich nicht lösen?
7. Hast Du große Sehnsucht nach Partnerschaft und Nähe, erlebst jedoch auch schnell Panik davor?
8. Erlebst Du Schmerz oder Leid anderer Menschen, z.B. in Gesprächen, Filmen, Nachrichten, so als wäre es Dein eigenes?
9. Fühlst Du Dich inmitten von Menschen unbehaglich oder gerätst in Panik?
10. Verlaufen Deine Beziehungen/Partnerschaften chaotisch -bis hin zu körperlichen Gewalt-, enden abrupt, oder hältst Du trotz allem aus?
11. Erlebst Du abrupt extreme Gefühlsänderungen ohne erkennbare Ursache?
12. Lebst Du oft im Gefühl großer Leere und Einsamkeit, auch wenn Du unter Menschen bist und viel unternimmst?
13. Brichst Du Kontakte zu Menschen ab, die Du zuerst toll gefunden hast, oder die wichtig für Dich waren, weil sie einen in Deinen Augen unverzeihlichen Fehler gemacht haben?
14. Spürst Du in bestimmten Situationen nichts als Haß auf Dich oder andere?
15. Kennst Du es, daß Du Aktivitäten, Verabredungen, Ausflüge, Feste, auf die andere Menschen sich freuen, kurzfristig absagst, daß Du nicht daran teilnehmen kannst, weil Du krank bist, oder Dir ein Mißgeschick passiert?
16. Lebst Du Ärger, Groll und Frust an Menschen, Tieren oder Dingen aus, die eigentlich nichts damit zu tun haben?
17. Fühlst Du dich oft wie ein Kind unter Erwachsenen?
18. Quälen Dich häufig Gedanken an andere Menschen und an nicht erledigte Dinge, gelingt es Dir aber nicht, Kontakt aufzunehmen und das Betreffende zu erledigen?
19. Kennst Du eine starke Sehnsucht nach guten und liebevollen Eltern?
20. Hast Du Probleme mit Essen, Alkohol, Medikamenten, Drogen, Sexualität?
21. Bist Du sexuell mißbraucht worden, oder hast Du eine Ahnung davon, daß Ähnliches in Deinem Leben passiert sein könnte?
22. Glaubst Du, daß Du Menschen kraft Deiner Gedanken beeinflussen oder vernichten kannst?
23. Beziehst Du alltägliche Dinge und Ereignisse so auf Dich, daß Du aus ihnen eine Bedeutung für Dein Leben und Handeln ableitest?
24. Kannst Du Anerkennung und Wertschätzung schlecht ertragen?
25. Hörst und siehst Du manchmal Dinge, von denen Du eigentlich weißt, das sie so nicht sein können?
26. Verletzt Du Dich selber durch Brennen, Schneiden, Zerkratzen der Haut, Kopf-gegen-die-Wand-Schlagen, extremes Nägelkauen und ähnliches?

Wenn Du Dich in der Mehrzahl dieser Fragen wiederfindest, besteht die Möglichkeit, über ein Telefongespräch oder den Besuch eines „öffentlichen Informationsmeetings” Kontakt zu BA aufzunehmen.

Unsere Erfahrung nach hat es eine Zeitlang gedauert, die BA-Zugehörigkeit nicht mehr in Frage zu stellen und trotz wiederkehrender Zweifel regelmäßig zu den Meetings zu kommen.


Was ist unser Problem?

Bevor wir zu BA kamen, konnten viele von uns ihr Problem weder erkennen noch benennen, weil wir uns selber so fremd waren. Oft suchten wir die Schuld bei anderen oder den äußeren Umständen.

Wir hatten große Schwierigkeiten, mit anderen in Kontakt zu kommen. War es uns gelungen, einen Kontakt aufzubauen, stellten wir destruktive Verhaltensweisen bei uns fest, die wir nicht erklären und nicht steuern konnten, die aber zerstörerisch auf die Beziehung wirkten. Ähnlich ging es uns im Berufsleben. Entweder fanden wir jahrelang keinen Einstieg ins Berufsleben oder wir machten einen zunächst erfolgreichen Start durch unsere damaligen Verhaltensweisen zunichte. Einige von uns verharrten jahrelang in unbefriedigenden Beziehungen oder blieben jahrelang im gleichen Arbeitsverhältnis, obwohl sie damit unzufrieden waren.

Unsere Gedanken waren bestimmt von „kranken” Vorstellungen, die unser ganzes Erleben prägten und sich negativ auswirkten, und uns immer wieder in alte Muster zurückwarfen, die aus der Kindheit stammten.

Sie lauteten:

Ich bin immer falsch/anders. Ich gehöre nie dazu.

Ich bin verrückt. Ich gehöre nicht auf diese Welt.

Ich bin ein Nichts. Ich bin der/die Größte.

Ich bin unheilbar krank. Ich bin ein Monster.

Ich schäme mich, da zu sein. Ich bin ohne einen bestimmten Menschen nicht lebensfähig.

Was ich beginne, ziehe ich um jeden Preis durch.

Ich fange Dinge an und bringe sie nicht zu Ende.

Wir erlebten übergroße Ängste bis hin zur Panik. Manchmal waren wir von Groll- und Haßgefühlen beherrscht, bei anderen standen Depressionen oder Traurigkeit im Vordergrund. Einige hatten Angst, sich aufzulösen.

Zu unseren wahren Gefühlen hatten wir jedoch keinen Zugang. Wir unterdrückten diese mit Süchten, Zwängen, Projektionen und psychosomatischen Erkrankungen oder schädigten uns durch Selbstverletzung, bis der Leidensdruck unerträglich wurde und wir nach einer Lösung suchten.

 


Welche Lösung fanden wir?

An diesem Punkt entschieden wir uns, mit dem Problem nicht mehr alleine zu bleiben. Wir besuchten unser erstes BA-Meeting. Hier erlebten die meisten von uns zum ersten Mal, daß sie verstanden wurden und erkannten sich in den anderen wieder.

In der Gemeinschaft konnten wir unsere Isolation Stück für Stück abbauen und Vertrauen in uns und andere entwickeln. Auf dem Genesungsweg lernten wir alte Verhaltensmuster abzulegen und durch neue nützliche zu ersetzen. Wir überwanden das uns von unseren Eltern in unserer Kindheit auferlegte Wachstumsverbot. Indem wir lernten, auf unsere Höhere Macht zu vertrauen, konnten wir nach und nach unsere destruktiven Verhaltensweisen und Phantasien aufgeben. Durch die Arbeit im 12-Schritte-Programm erkannten wir unsere Bedürfnisse und bekamen Kontakt zu unseren wirklichen Gefühlen. Es war wichtig, positive Fähigkeiten, die wir in der Kindheit nicht lernen durften, zu entwickeln, z.B. Selbstvertrauen, Selbstliebe, Zuverlässigkeit und Verantwortlichkeit, Spaß und Freude zu erleben und unseren Alltag konstruktiv zu gestalten.

In Beziehungen lernten wir, mehr Nähe zuzulassen, ohne in Panik zu geraten. Für andere war es zunächst wichtig, Abstand in Beziehungen zu üben, um sich selbst besser wahrnehmen zu können.

Uns wurde klar, daß Leben mehr heißt als nur zu funktionieren. Nach und nach stabilisierten wir uns, indem wir unter anderem besonders in Krisensituationen zu BA-Mitgliedern Kontakt hielten. Durch die Annahme in der Gruppe konnten wir unsere Scham für unsere Unzulänglichkeiten und Schwächen loslassen.

Durch den regelmäßigen Besuch der Meetings und der Arbeit im 12-Schritte-Programm, entwickelten wir uns immer weiter hin zu körperlicher, emotionaler, seelischer und geistiger Gesundheit. Wir wurden autonom und in unseren Beziehungen unabhängig. Langsam kamen wir zu der Überzeugung, daß wir ein bedingungsloses Recht auf unser eigenes Leben haben.